Verwirrung im Nordabschnitt des Breiten Wegs
"Mich irritiert das ein wenig. Für mich war der rote Weg die ganze Zeit ein Radweg und jetzt steht da "Fußgängerzone". Ich würde als Radfahrer davon ausgehen, dass man hier nicht mehr fahren darf."
Eine Radfahrerin auf dem Nordabschnitt des Breiten Wegs
Anfang Oktober wurden im Nordabschnitt des Breiten Weges zwischen Uniplatz und Julius-Bremer-Straße neue Markierungen auf den Boden gebracht. Diese sollten eigentlich für mehr Klarheit sorgen. Bei vielen Fußgehenden und Radfahrenden verursachen die Markierungen aber noch mehr Unsicherheit. Mit dem Zeichen "Fußgängerzone" auf dem roten Pflaster will die Stadt Magdeburg Radfahrenden deutlich machen, dass der rund 3 Meter breite rot gepflasterte Streifen kein separater Radweg ist, sondern Teil der Fußgängerzone. Nach Angaben der Stadt dient das rote Pflaster als Feuerwehrzufahrt.
Bild: Seit Anfang Oktober befinden sich die Markierungen "Fußgängerzone" auf dem roten Pflaster.
"Wir finden es gut, dass sich die Stadt mit dem Thema beschäftigt und versucht die verwirrende Situation besser zu regeln. Doch leider ist ihnen das mit diesem Versuch nicht gelungen. Das Problem ist, dass man auf dem Boden die Piktogramme "Fußgängerzone" markiert hat obwohl die geltende Beschilderung eine andere ist. Nämlich "Fußgängerzone, Radfahrer frei.",
so der Vorstandvorsitzende des ADFC Magdeburg Norman Dreimann
An der bestehenden verkehrsrechtlichen Situation ändern die neuen Markierungen nichts, denn es gelten weiterhin die aufgestellten Schilder: "Fußgängerzone - Fahrradfahrer frei". Das heißt für Radfahrende, dass sie in der Fußgängerzone fahren dürfen, sich aber den Fußgängern unterordnen müssen. Die roten Pflastersteine stellen keinen gesonderten Raum für Radfahrende dar. Doch die Verwirrung ist verständlich, denn schaut man in das Radverkehrskonzept von 1993 spricht selbst die Stadt Magdeburg bei der Verbindung von einer sogenannten Radbahn.
Auch Dreimann vom ADFC merkt an, dass die bauliche Situation auch heute noch leicht drauf schließen lässt, dass es sich um einen Radweg handele.
"Die meisten Menschen gehen davon aus, dass es ein Radweg ist, weil er baulich genau so angelegt ist. Selbst die Radwege in der Julius-Bremer-Straße sind genau so gebaut, wie die Fläche auf dem Nordabschnitt des Breiten Wegs. Damit war für alle klar, dass das auch ein Radweg sein muss."
Bild: Schilder und Bodenmarkierungen unterscheiden sich in ihrer Bedeutung.
"Ein Fahrradweg. Extra. Platz ist hier genug für Radfahrer und Fußgänger."
Ein Radfahrer auf dem Nordabschnitt des Breiten Wegs."Man sollte den Weg teilen.Breit genug ist es ja. Dann könnte man den Weg ein wenig schmaler machen und das dann ordentlich als Radweg ausschildern. Das wäre vernünftig"
Ein Fußgänger auf dem Nordabschnitt des Breiten Weges.
Der ADFC Magdeburg sieht zwei Möglichkeiten für Klarheit zu sorgen.
"Möglichkeit Eins: Man setzt den Weg fort, denn man jetzt beschritten hat fort und ergänzt das fehlende Zeichen "Fahrradfahrer frei". Obwohl man sagen muss, dass es beiden Piktogrammen auch bessere Möglichkeiten gegeben hätte. Ein Beispiel dafür wären die Markierungen "Fußgänger haben Vorrang, Radfahren erlaubt" am Bahnhof. Das drückt die verkehrsrechtliche Lage viel deutlicher und für alle einfach verständlich aus. Möglichkeit Zwei: Wir haben dort eine 30- 40 Meter breite Straße. Die Frage ist ob es nicht möglich wäre den Radweg wirklich zum Radweg zu machen. Aktuell handelt es sich ja um zwei Fußgängerzonen. Links und Rechts von der Straßenbahntrasse. Das ist rechtlich nötig, damit die Straßenbahn hier 50 km/h fahren darf. Genauso wäre es möglich gewesen den Radweg durch Beschilderung wirklich zum Radweg zu machen. An den kritischen Stellen, wie den Haltestellen am Alten Markt und am Katharinenturm kann man den Radfahrenden mit Bodenmarkierungen signalisieren, dass sie hier langsam und vorsichtig fahren sollen. Das hätte zu einem deutlich besseren Miteinander geführt."
In jedem Fall wurde sicher nicht zum letzten mal über den Nordabschnitt des Breiten Weges diskutiert. Bald beginnt der Aufbau des Magdeburger Weihnachtsmarkt, der von Fußgehenden und Radfahrenden sicher auch in diesem Jahr wieder viel Geduld und vor allem Rücksicht verlangen wird.
Wenn es die Gegebenheiten hergeben, sollten Radwege in seit Jahrzehnten bewährter Form eingerichtet werden.Dann entsteht gem. StVO eine Pflicht für Radfahrer, ausschliesslich diese dort zu befahren, und eine ebenfalls seit Jahrzehnten bewährte Beschilderung (Radweg…) beendet jegliche Zweifel. Mischnutzung (Rad-und Fussweg) scheitert vielfach am Verhalten der teilnehmenden Personen, leider meistens der Radfahrer. In meiner Heimatstadt entsteht daraus jedenfalls ein erhebliches Problem… Außerdem: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser, d.h. man sollte hier nicht nur bessere Kontrollen installieren, sondern auch Lösungen anstreben, wie man Radfahrende aus der Anonymität herausholen kann (vielfach nicht mögliche Maßnahmen nach Vergehen).